Das Gasthaus erwarb um 1830 Franz Josef Waldmeyer aus Möhlin. Sein Sohn, der ebenfalls Franz Josef hiess, baute 1867 die «Sonne» zum Badhotel um, das nun eine gut besuchte Stätte für Erholungs- und Kuraufenthalte wurde. Waldmeyer gab 1880 einen umfangreichen Prospekt mit einer ansprechenden Schilderung der Vorzüge von Gasthaus und Dorf heraus, der den «angenehmen Aufenthalt mit reichlicher Verpflegung und Solbädern» zum Pensionspreis von Fr. 4.50 anpries. Dessen Sohn, der Im Dorfleben zu Beginn des 20. Jahrhunderts auch sonst hervortretende Oberst Franz Josef Waldmeyer, verhalt als bekannte Persönlichkeit dem Solbad zu weiterem Ruf und Ansehen. Das Hotel mit dem stattlichen, wohlproportionierten Baukörper setzt neben der Kirche einen markanten Akzent ins alte Dorfbild.
Postkarte vom Hotel Sonne (aus dem Privatarchiv von Gemeindeschreiber Reto Hofer)
Die letztbekannten Wirte und Besitzer des Hotels Sonne waren: Charles Anz, in den 1930-er Jahren Pächter der Rheinfähre und Erbauer des Strandbades, Gustav Hurt, Josef Schärli, Otto und Leonie Lüthi-Kilchmann 1953 bis 1970, René und Verena Knöpfel -Siegenthaler von 1970 bis 1979 und Albert und Eleni Meier-Zimopoulos von 1979 bis zur Schliessung Ende 1983.
Die im Zimmer Nr. 13 nach Überlieferungen und nach Angaben der lokalen Hebamme Theresa Toni am 28. Februar 1821 geborene, berühmte französische Tragödin Elisa Rachel sucht man vergebens in den Geburtsregistern der Gemeinde Mumpf. Da die Mutter zum fahrenden Volk gehörte ist denkbar, dass eine Geburtsanmeldung auf dem damals zuständigen Pfarramt nicht erfolgte. Eine Gedenktafel beim Hoteleingang erinnerte an die Geburt von "La Rachel". Sie hiess mit bürgerlichem Namen Elisa Felix. Ihr Vater war der jüdische Hausierer Jacob Felix, der im Dreieckland am Oberrhein herumzog. Mit einer Schwester verkaufte Elisa in den Gasthäusern Orangen. Zur Förderung des Absatzes spielte sie auf der Gitarre und sang dazu. In den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts wurde sie entdeckt und ans Pariser Konservatorium geschickt. Ausserdem nahm sie Schauspielunterricht. Als 16jährige stand sie zum ersten Mal auf der Bühne und erregte Aufsehen.1838 machte sie an der Comédie francaise Furore. Der preussische und russische Adel machten sich eine Ehre daraus, sie spielen zu sehen. Sie hatte sich von der Strassensängerin zur Schauspielerin der klassischen Dramen von Racine und Cornelle entwickelt. La Rachel wurde weltweit gefeiert. 42 mal trat sie in New York auf. König Friedrich Wilhelm IV. von Preussen bewunderte sie als die Grösste ihrer Zeit und baute ihr auf der Pfaueninsel bei Potsdam ein Denkmal. Die Nationalsozialisten zerstörten dieses im Jahre 1935, weil La Rachel einer jüdischen Familie entstammte. Im Revolutionsjahr 1848 weilte sie in Basel. Ob sie einen Abstecher nach ihrem Geburtsort Mumpf machte, ist nicht überliefert. La Rachel hatte ein bewegtes Leben. Auch privat. Sie hatte drei Geliebte, die alle irgendwie mit Napoleon in Verbindung standen. Von jedem dieser Männer bekam sie einen Sohn. Ihre Kinder wurden von Napoleon III. in den Adelsstand erhoben. Carl Schurz (1829-1906), der deutsche Revolutionär und spätere amerikanische Innenminister, hatte 1850 sogar seine Verhaftung riskiert, weil er unbedingt La Rachel spielen sehen wollte. Es sei einer der überwältigensten Augenblicke gewesen als er die Prachtsgestalt mit dem langen Gesicht, im klassischen Gewand auf die Bühne kommen sah. Ihr Spiel der Augen, der Zauber der Gesten, die Leidenschaft ihrer Stimme, haben ihn vergessen lassen, dass auf ihn Polizeispitzel vor dem Theater warteten. Mit 35 Jahren erkrankte sie an Tuberkulose.Sie wollte sich in Aegypten kurieren lassen. Zu spät, sie erholte sich nicht mehr. Noch einmal trat sie in Paris auf, nahm Abschied von der Bühne. Zwei Tage vor ihrem Tod schrieb sie 17 Briefe an ihre Söhne und Freunde und schickte ihnen je ein Kistchen Orangen als Erinnerung an ihre Jugendzeit, wo sie als Südfrüchteverkäuferin singend und spielend auf der Strasse auftrat. Am 3. Januar 1858 starb sie an Lungenschwindsucht. Sie ist auf dem Prominenten-Friedhof in Paris, im Père Lachaise, in einem kleinen Mausoleum im jüdischen Teil begraben. Auf ihrem Grabstein steht nur "Rachel".
Postkarte aus dem Jahre 1920 vom Hotel "Sonne" (aus dem Privatarchiv von Gemeindeschreiber Reto Hofer
Albert Meier verkaufte das Hotel am 16. Januar 1984 an Bäckermeister Helmut Gerspach, Basel. Weitere Eigentümer waren Maiacker Immobilien AG, Balsthal und Andreas Aschwanden, Hergiswil/LU. Am 4. September 1984 ist eine Feuersbrunst ausgebrochen. Die Alarmmeldung erfolgte morgens um 04.52 Uhr, worauf die Feuerwehr Mumpf ohne Verzug ausgerückt ist. Im Laufe der Löscharbeiten ist die Hilfe durch die Feuerwehren Rheinfelden, Stein und Bad Säckingen dazugekommen. Der Brand war so gross, dass trotz dieses Grosseinsatzes das Hotel gänzlich ausgebrannt. ist. Erst nach längerem Hin und Her konnte die Gemeinde erreichen, dass die Brandruine im Herbst 1988 endlich abgebrochen wurde. Das Hotel wurde nicht wieder aufgebaut. Die traditionsreiche, geschichtsträchtige Sonne mit Saal, der lange den Dorfvereinen diente, wird von vielen Stammgästen vermisst. Das Areal überwucherte mit Bäumen, vorwiegend mit Birken. Am 3. März 1998 kam es zur betreibungsamtlichen Versteigerung. Ersteigert wurde das Gelände von der Heurotec Immobilien AG, Luzern, welche es an die Immopta AG, Magden und Architekt Beat Fischer, Basel, weiterverkaufte. Die neuen Besitzer haben darauf unter Einbezug der westlichen Nachbarparzelle, auf der ehemals eine Bäckerei stand, Ende der 1990er Jahre eine Wohnüberbauung, bestehend aus 14 Reihenhäusern, 5 Wohnungen und Tiefgarage, erstellen lassen.